Aktuell Kirgisistan 05. Juli 2010

Usbekistan muss Abschiebungen nach Kirgisistan stoppen

Flüchtlinge auf dem Heimweg von Usbekistan nach Kirgisistan, Juni 2010.

Flüchtlinge auf dem Heimweg von Usbekistan nach Kirgisistan, Juni 2010.

25. Juni 2010 - Amnesty International fordert die usbekischen Behörden auf, keine Flüchtlinge nach Kirgisistan abzuschieben, solange Stabilität und Sicherheit im Süden des Landes nicht wieder hergestellt sind.

"Die usbekische Regierung darf die Flüchtlinge weder abschieben noch zu einer Rückkehr in ihre Heimat zwingen oder drängen, bis die Situation in Kirgisistan sicher ist" sagte Andrea Huber, stellvertretende Direktorin der Europa- und Asienabteilung von Amnesty International in London.

Obwohl die Regierung Gegenteiliges behauptet, ist die Sicherheitslage im Süden Kirgisistans noch immer angespannt und instabil. Die ethnischen Usbeken haben kein Vertrauen in die kirgisischen Sicherheitsbehörden. Diese habe sich als unfähig erwiesen, die Menschen zu schützen Außerdem wird ihnen die Beteiligung an Tötungen und Plünderungen vorgeworfen.

Auslöser der massiven Gewaltausschreitungen sollen Zusammenstöße von rivalisierenden Banden gewesen sein. Der Konflikt zwischen – meist jugendlichen – Usbeken und Kirgisen eskalierte am 10. Juni: Berichten zufolge wurden mehr als 2.000 Menschen getötet, Tausende wurden verletzt. Etwa 400.000 Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen, 100.000, so wird vermutet, sind nach Usbekistan geflohen. Das Amerikanische Institut zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) hat in Kooperation mit Amnesty International USA hat Satellitenbilder ausgewertet, denen zufolge in Osch 1640 Gebäude und Infrastruktureinrichtungen zerstört oder beschädigt worden sind.
Berichten zufolge wurden Flüchtlinge im Bezirk Pakhtaabad im benachbarten Usbekistan gegen ihren Willen in Bussen nach Kirgisistan gebracht. Ein Flüchtling, ethnischer Usbeke, sagte gegenüber Amnesty International: "Viele von uns wollen nicht zurückgehen, wir haben Angst um unser Leben. Aber wir haben ja keine Wahl." In den Flüchtlingslagern sollen kirgisische Beamte die Menschen zu einer Rückkehr nach Kirgisistan gedrängt haben. Im Bezirk Pakhtaabad erzählte ein Flüchtling, wie der Gouverneur von Jalal-Abad in das Flüchtlingslager gekommen sei und verkündet habe, alle müssten das Lager bis zum 25. Juni verlassen.

"Aus Angst vor Schießereien, Brandanschlägen und Zerstörung sind die Menschen aus ihren Häusern geflohen,. Jetzt fordern die kirgisischen Behörden sie voreilig auf, zurückzukehren, obwohl die Sicherheit im Land nicht stabil ist", sagte Andrea Huber.

Vertriebene Männer suchen Zuflucht unter einem Lastwagen, Kirgisistan, Juni 2010

Vertriebene Männer suchen Zuflucht unter einem Lastwagen, Kirgisistan, Juni 2010

Amnesty International bewertet die Lage im Süden Krigisistans noch immer als instabil, da die ethnischen Usbeken der Regierung nicht vertrauen. Sie können sich nicht darauf verlassen, vor erneuten Gewaltausschreitungen geschützt zu werden.

"Die gewaltsamen Ausschreitungen der vergangenen Wochen müssen international untersucht werden", fasst Andrea Huber die Forderungen von Amnesty International zusammen. "Nur eine internationale Untersuchung wird von allen Beteiligten gleichermaßen als unabhängig und glaubwürdig anerkannt werden." Eine Strafverfolgung der Täter ist der Schlüssel dazu, wieder ein Klima des Vertrauens herzustellen.

Satellitenfotos enthüllen weitreichende Zerstörungen

Satellitenfotos, die AAAS und Amnesty International USA ausgewertet und veröffentlicht haben, zeigen die verheerenden Auswirkungen der Ausschreitungen in Osch: Ganze Wohnviertel sind abgebrannt, insgesamt wurden 1.640 Gebäude und Infrastruktureinrichtungen beschädigt oder zerstört.
Auf den Luftbildern sind außerdem mehr als hundert "SOS" Schriftzüge zu sehen. In ganz Osch haben Menschen den Hilferuf auf Straßen und Sportplätze "geschrieben".

Bilder und weitere Informationen zu den Satellitenfotos finden Sie hier: LiveWire

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