Aktuell Ukraine 04. August 2021

Ukraine: Behörden müssen Tod von Witali Schischow aufklären

Das Bild zeigt das Porträt eines jungen Mannes mit kurzen blonden Haaren in einem weißen T-Shirt

Der Aktivist Witali Schischow aus Belarus wurde am 3. August 2021 in einem Park in der ukrainischen Hauptstadt Kiew tot aufgefunden.

Der bekannte belarussische Oppositionelle Witali Schischow wurde am Morgen des 3. August in einem Park nahe seines Wohnsitzes in Kiew erhängt aufgefunden. Die ukrainische Polizei hat Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen, es wird ein Zusammenhang zu seinen politischen Aktivitäten vermutet.

 "Wir begrüßen, dass die ukrainischen Behörden zum tragischen Tod von Witali Schischows ermitteln", sagt Marie Struthers, Direktorin für die Region Osteuropa und Zentralasien bei Amnesty International, zu den aktuellen Entwicklungen. "Die Umstände deuten darauf hin, dass sein Tod damit zusammenhängt, dass die belarussischen Behörden friedliche Demonstrant_innen verfolgen. Die ukrainischen Behörden müssen dafür sorgen, dass die Ermittlungsergebnisse veröffentlicht werden. Außerdem müssen diejenigen in einem fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden, die verdächtigt werden, im strafrechtlichen Sinne für den Tod von Witali Schischow verantwortlich zu sein.

"Zahlreiche Menschen sowohl aus Belarus als auch aus anderen Ländern der Region sind in die Ukraine geflohen, weil sie aus politischen Gründen verfolgt wurden. Es ist überaus wichtig, dass die ukrainischen Behörden konkrete Maßnahmen zu deren Schutz ergreifen. Ebenso wichtig ist es, dass der Rest der Welt vor den anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in Belarus nicht die Augen verschließt."

"Die Bilanz der ukrainischen Strafverfolgungsbehörden ist bisher dürftig, was die Ermittlungsergebnisse in Mordfällen und bei anderen Angriffen auf ausländische Staatsangehörige angeht, die in der Ukraine Zuflucht suchten. Wir hoffen, dass dies in diesem Fall anders sein wird."

ZDF-Tweet mit Amnesty-Referentin Katharina Masoud:

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Hintergrund

Witali Schischow, der als Leiter der Organisation Belarussisches Haus in der Ukraine in Kiew gearbeitet hat, war am Morgen des 3. August erhängt in einem Park nahe seinem Wohnsitz aufgefunden worden. Die NGO Belarussisches Haus hilft Menschen, die vor Verfolgung in Belarus fliehen müssen. Als Witali Schischow von einer Joggingrunde nicht zurückkehrte, wurde er als vermisst gemeldet. Er trug sein Mobiltelefon und seine persönlichen Gegenstände bei sich.

Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet. Dabei soll auch untersucht werden, ob es sich bei Witali Schischows Tod um einen "als Suizid getarnten Mord" handeln könnte. Seine Mitstreiter_innen gaben an, dass sich der Aktivist schon länger beobachtet gefühlt habe. Außerdem hätten sie Warnungen vor Angriffsplänen der belarussischen Sicherheitsdienste erhalten.

In den vergangenen Jahren wurden in der Ukraine mehrere Personen getötet, die dort aus politischen Gründen im Exil lebten. Einige haben Attentatsversuche überlebt. Darunter befinden sich der belarussische Journalist Pavel Sharamet, der 2016 getötet wurde, der ehemalige russische Duma-Abgeordnete Denis Voronenkov, der 2017 getötet wurde, der tschetschenische Flüchtling Adam Osmayev, der 2017 zwei Attentatsversuche überlebte, sowie dessen Frau Amina Okueva, die im selben Jahr getötet wurde. 

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